Die aktuellen Entwicklungen im selbstverwalteten Gebiet Rojava sind Thema verschiedener Sendungen, die in letzter Zeit auf Radio LoRa ausgestrahlt wurden. Viele dieser Sendungen wurden direkt von kurdischen Aktivistinnen und Aktivisten produziert oder lassen diese zumindest selbst zu Wort kommen. Berichte aus erster Hand über die Situation vor Ort und die Ideen, die hinter dem Projekt stehen.

Radio LoRa als ebenfalls basisdemokratisches Projekt solidarisiert sich mit den Kämpfen in Rojava und ist seit kurzem Teil des „Solidaritätskomitees mit Rojava“.

Weitere Informationen zu Aktionen und Treffen findet ihr unter www.kobanesos.wordpress.com.

Über Rojava als basisdemokratisches Projekt

Quelle: www.karakok.wordpress.com & „Aufruf zur Gründung eines Solidaritätskomitee mit Rojava“

Rojava wurde im November 2013 durch kurdische Freiheitskämpfer_innen befreit und ist seither ein autonom verwaltetes Gebiet. Die Bevölkerung besteht aus 2.5 Millionen Menschen. Die Verwaltung aller Alltagsstrukturen (z.B. Schulen, Bäckereien, Kliniken, Tankstellen) findet auf basisdemokratischer Ebene statt. Eine zentralistische Regierung gibt es nicht. Alle in der Region lebenden Menschen, unabhängig von Ethnie, Religion oder Sprache, sind im Volksrat vertreten. Entscheidungen werden hierdurch selbstbestimmt und von unten gefällt. Es besteht eine Frauenquote von 40% in allen Verwaltungen. Das ist nicht nur im Nahen Osten einzigartig. Zusätzlich organisieren sich Frauen in autonomen Strukturen. Es gibt Frauenzentren, in denen Selbstorganisierung und Empowerment stattfindet. Die Leitidee Rojavas ist der demokratische Konföderalismus, wie er 2005 von Abdullah Öcalan vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ausgerufen wurde.

Angestrebt wird dabei nicht eine kurdische Eigenstaatlichkeit und auch keine Konföderation von Teilstaaten, sondern der Aufbau einer Selbstverwaltung durch kommunale Basisorganisationen und ohne die bestehenden Staatsgrenzen anzutasten. Heute hat fast jeder Strassenzug und jedes Dorf seine Kommune, die das politische, soziale und kulturelle Leben in kollektiver Art organisiert.

Rojava ist eine sichere Insel für alle Ethnien oder Minderheiten, die in der Region unterdrückt oder verfolgt werden – z.B. Araber, Sunniten, Armenier, Assyrer, Aleviten, Yeziden. Ebenfalls setzt sich die Region gegen die Diskriminierung von Homo- und Transsexuellen ein. Erklärtes Ziel ist der Aufbau einer rätedemokratischen, ökologischen und geschlechterbefreiten Gesellschaft. Das Projekt ist als solches einzigartig auf der Welt und die Region gilt als eines der sichersten Gebiete in Syrien – auch, weil es bewaffnet gegen aussen verteidigt wird.

Akute Bedrohung von mehreren Seiten

In der aktuellen Situation ist Rojava von allen Seiten bedroht. Einerseits vom IS, welcher Rojava ein Dorn im Auge ist. Andererseits vom Assad-Regime und der türkischen Regierung, welche das autonome Rojava angreifen. Insbesondere der Kanton Kobanê ist seit mehreren Monaten massiven Angriffen der ISIS ausgesetzt. Die Volksverteidigungseinheit (YPG) und die Frauenverteidigungseinheit (YPJ) liefern zusammen mit anderen Assad-oppositionellen Gruppen und linken Internationalistinnen heftige Gegenwehr gegen den IS.

Die Forderungen der autonomen Strukturen im Kanton Kobanê nach militärischer Ausrüstung und koordinierten Luftangriffen haben in diesen Tagen eine erste Antwort bekommen. Das US-Militär hat den demokratischen und revolutionären Widerstand aus der Luft mit Waffen, Munition und medizinischem Material versorgt. Das ist aber kein Geschenk der USA, sondern eine Reaktion auf den Widerstand und die internationale Solidarität, welche die bisherige Politik der NATO mit ihrer passiven Unterstützung der Offensive gegen Rojava untragbar hat werden lassen. Am Montag hat die Regierung von Erdoğan in der Türkei erklärt, dass sie Unterstützung der Peschmerga aus Süd-Kurdistan (Irak) nach Kobanê durchlassen wird. Doch Erdoğan beharrt weiter darauf, die YPG sei eine „terroristische Organisation“ und dürfe nicht mit Waffen unterstützt werden.

Die Bevölkerung in Rojava mit ihrer demokratischen Selbstorganisation ist weiterhin gefährdet. Die Antwort des IS besteht aktuell in einem neuen grossen Angriff auf die in yezidischer Hand verbliebenen Gebiete in Raum Shengal (Irak), wo wieder, wie im Spätsommer, die Gefahr eines Massakers besteht. Auch die humanitäre Katastrophe in und um Kobanê und in den Flüchtlingslagern nördlich der Grenze auf dem Gebiet der Türkei ist keineswegs gebannt. Dies unter anderem weil umgebende Regierungen die Grenzen kontrollieren und Import wie Export verhindern. Es fehlt an Lebensmitteln, Medikamenten, medizinischer Versorgung, Unterkünften. Die Stromversorgung wurde durch den IS gekappt, damit ist auch die Wasserversorgung zusammengebrochen. So werden weiterhin Grenzdörfer von Rojava durch die IS angegriffen. Rojava ist als autonomes, basisdemokratisches Projekt akut bedroht und damit alle Menschen, die hier Zuflucht und Hoffnung gefunden haben. Die Menschen leiden Hunger, sind obdachlos oder sterben durch Krankheit und bewaffnete Angriffe.

Hoch die internationale Solidarität!

Es ist notwendig, die internationale Solidarität weiter auszubauen, um die demokratische und selbstbestimmte Gesellschaft in Rojava zu unterstützen. Deswegen rufen wir zur Gründung eines Solidaritätskomitees in Zürich auf. Dieses Komitee soll sich sowohl mit der politischen Öffentlichkeitsarbeit, wie auch mit konkreten Solidaritätsaktionen beschäftigen.

Radio LoRa

Militärstrasse 85a, 8004 Zürich

Studio: 044 567 24 00

Koordination: 044 567 24 11

E-Mail Kontakt: Link hier

Präsenzzeiten: Montag bis Freitag 13 – 17 Uhr

IBAN CH91 0900 0000 8001 4403 9

Direct Stream: https://livestream.lora.ch/lora.mp3

Das Radio Lora hat viele Barrieren.
Nur der Eingangsbereich ist rollstuhlgängig. Das Livestudio befindet sich im Parterre, die Tür ist jedoch nur 80cm breit. Zur Toilette und zum Aufnahmestudio muss eine Treppe heruntergestiegen werden.

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