Zis: OhrbitIn der Sendung folgen wir einem Menschen auf seiner Tonspur und begleiten ihn eine Stunde lang durch sein Leben. Dieser Person sind wir vielleicht schon begegnet, ohne dass wir in deren Inneres gesehen haben. Oder sie hat etwas bewirkt, von dem wir nicht einmal wussten, dass es sowas gibt. Die Person kann jung, alt, hip, altmodisch, kreativ, schweizerisch oder ausländisch sein und bringt ihre eigene ausgewählten Musikstücke mit. Deshalb können die Musikstile von einem Extrem ins andere fliessen - der Abwechslung der Sendung sind keine Grenzen gesetzt.

Interview mit Zis, der Sendungsmacherin (von Lea Zwimpfer).

Zis, kannst du kurz deine Sendung beschreiben?

In meine Sendung lade ich Leute ein, die sich mit ganz unterschiedlichen Dingen im Leben beschäftigen. Ich möchte mehr über ihr Projekt und ihre Person erfahren. Unterstrichen wird das Ganze durch die Musik, welche sie selber mitbringen. Musik, die sie mit speziellen Erlebnissen verknüpfen.

Was gefällt dir an deinem Konzept?

Ich finde es reizvoll, hinter etwas zu schauen. Wenn man zuhört, merkt man, dass jeder Mensch aus einem riesengrossen Rucksack Geschichten zu erzählen weiss. Zum Beispiel kümmert man sich nicht darum, wer der Verkäufer ist, bei dem man regelmässig einkauft. Zuerst sieht man meist nur die Oberfläche und konsumiert nur das, was man will.

Welche Musik verbindest du persönlich mit einer besonderen Erinnerung?

Das Album «Baduizm» von Erykah Badu. Vor zehn Jahren verbrachte ich ein halbes Jahr in der Karibik, ohne Internet und Handy, einfach richtig weg. Wenn ich heute diese Musik höre, fliege ich dorthin zurück und fühle mich für einen Moment zurückversetzt in jene Zeit.

Wie verbindest du Gespräch und Musik?

Den Inhalt und die Musikstücke verbinde ich spontan, in dem ich frage, welches Lied zu diesem Thema oder in diesen Zeitabschnitt passt. Im Durchschnitt sind es sieben oder sechs Stücke. Ich würde eigentlich lieber mehr Musik bringen, aber das Thema ist immer so spannend, da will ich nicht zuviel unterbrechen. Was für Stücke der Gast mitbringt, ist auch für mich eine Überraschung.

Wie triffst du deine Studiogäste?

Viele sind Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, das ist eine spezielle Person, da würde ich gerne mehr wissen. Dann frage ich sie persönlich an. Oder es sind Bekannte, die etwas Cooles machen, dann ist es natürlich einfacher sie ins Studio zu bringen. Es gibt auch Leute, die nicht in die Sendung wollen, weil es ihnen zu intim ist, Privates im Radio auszubreiten. Über ihr Geschäft würden sie ohne Vorbehalte sprechen. Zuerst habe ich eine konkrete Idee, wen ich einladen will. Ich versuche je nach Saison und Aktualität einen passenden Gast zu finden. Zum Beispiel bei der Euro wollte ich jemand, der einen Gegenpol zum Kommerz repräsentiert. Indirekt ist mir das gelungen, in dem ich den Hersteller des Ambossbieres (kl. Biermarke von Zürich) portraitierte. Es war sehr interessant, mit ihm über den Konflikt «Carlsberg» (Verkaufsmonopol an der Euro) zu diskutieren. Er profitierte auch davon, da viele Leute aus Protest kein Carlsberg tranken und lieber auf lokale Produkte zurückgriffen. Ich finde es sehr aufschlussreich, mit einer direkt betroffenen Person zu reden. Zum Beispiel der tibetische Akupunkteur konnte viel mehr über den Tibetkonflikt erzählen, als ich aus den Medien erfahren habe. Seine Einschätzung aus einer anderen Perspektive als der bekannten zu hören, war faszinierend. Wenn ich mir eine Stunde Zeit nehme zuzuhören, erfahre ich enorm viel.

Wer war dein bisher schrägster Gast?

Der Tannenbaumverkäufer, weil er alles andere als alternativ war. Er war absolut erstaunt, dass es so etwas wie das LoRa gibt und auch fasziniert, einmal in einem Radiostudio zu sitzen. An Musik brachte er mit, was er auch sonst im Radio hört, z.B. Bon Jovi und Queen. Was ungewohnt fürs LoRa- Programm ist, da sonst eher ausgefallene Sachen und weniger kommerzielle Musik gespielt wird. Schräg auch weil er sagte, er wisse im Voraus, welchen Baum der Kunde mit nach Hause nehme.

Was bedeutet es dir, beim Radio LoRa mitzumachen?

Radio fasziniert mich generell, weil man mit Stimmen und Stimmungen Bilder kreieren kann. In heutiger Zeit ist Zuhören eine Herausforderung, man muss sich konzentrieren, um dranzubleiben. Radio zu machen hat mich gepackt! Zurzeit arbeite ich beim Schweizer Fernsehen und mache die MAZ (Journalistenschule) in Luzern. Ich will mich auf den Bereich Radio spezialisieren und träume davon, beim DRS zu senden. Meine Sendung bedeutet mir sehr viel. Ich verschiebe auch mal meine Ferien um ein paar Stunden, damit die Sendung live über den Äther läuft. Das LoRa ist Luxus für mich, hier habe ich die Möglichkeit, nach eigenem Konzept Radio zu machen. In anderen Radios hätte so etwas wie meine Sendung gar keinen Platz.

Was für Ideen hast du für zukünftige Sendungen?

Ideen habe ich ganz viele. Zukünftig habe ich vor, kontroversere Themen zu diskutieren und zum Beispiel einen Schönheitschirurg einzuladen, der im Niederdorf Gesichter mit Botox aufspritzt. Aber es ist schwierig, dass solche Personen ins Studio kommen. Sie sind vor allem daran interessiert, Werbung zu machen und wollen nicht hinterfragt werden.

Welchen Song wünschst du dem LoRa zum 25. Geburtstag?

«Gospel with no Lord» von Camille (FR). Mit Geräuschen und Beatboxen imitiert sie eine Band, handmade, das klingt ganz schön abgefahren, das passt zum LoRa.

 

Ohrbit: Musikalische Portraits ist jeden 3. Freitag von 20–21 Uhr auf Radio LoRa 97,5 MHz oder über den Livestream zu hören. Ältere Sendungen finden sich im Sendungsarchiv.

Radio LoRa

Militärstrasse 85a, 8004 Zürich

Studio: 044 567 24 00

Koordination: 044 567 24 11

E-Mail Kontakt: Link hier

Präsenzzeiten: Montag bis Freitag 13 – 17 Uhr

IBAN CH91 0900 0000 8001 4403 9

Direct Stream: https://livestream.lora.ch/lora.mp3

Das Radio Lora hat viele Barrieren.
Nur der Eingangsbereich ist rollstuhlgängig. Das Livestudio befindet sich im Parterre, die Tür ist jedoch nur 80cm breit. Zur Toilette und zum Aufnahmestudio muss eine Treppe heruntergestiegen werden.

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