Kommentar der Info-LoRa-Redaktion zur Berichterstattung aus Davos

Während des Weltwirtschaftsforums Ende Januar war eine Gruppe von Info-LoRa-MacherInnen in Davos, um die Berichterstattung nicht nur den etablierten und akkreditierten Medien zu überlassen. Schon im Vorfeld des Treffens von Spitzenpolitikern und Witschftsbossen, informierten die Info-Sendungen des ältesten freien Radios der Schweiz über die Hintergründe und die Auswirkungen der "Globalisierung" genannten Machtsteigerung der Multinationalen Konzerne. Es waren primär die Betroffenen, aber auch Fachleute zu hören, die die komplexen Probleme erklärten die, direkt oder indirekt, durch die "Globalisierung"entstehen oder verschärft werden.

Wie so oft, wenn wieder einmal die Medienkonzerne sich auf jene Themen stürzen, die alternative Medien schon lange beackern, treffen sich die JournalistInnen der freinen Medien mit jenen der "anderen" Medien. Beide haben oft an den selben Orten zu arbeiten. Am Freitag beispielsweise an der Pressekonferenz der Gruppe "The Public Eye on Davos", am Samstag an der Demonstration der Anti-WTO-Koordination. 

Alle haben sie dasselbe beobachten können. Doch in der Berichterstattung einmal mehr das gewohnte, geteilte Bild. Die Info-LoRa-Sendung vom Samstag war gefüllt mit Aussagen der DemonstrantInnen, Berichten über die gewaltige Polizeipräsenz, obligatem Demo-Coverage und Beobachtungen der Nichtregierungsorganisationen.

Schliesslich hatten die HörerInnen in Zürich, Bern und weltweit (über Internet) die Möglichkeit, sich darüber zu informieren, was in Davos lief. Die Berichterstattung war gut.

JournalistInnen anderer Medien aber, müssen fragwürdige Arbeiten abgegeben haben. Ihnen soll keine böse Absicht unterstellt werden, nur wurde einmal mehr klar, dass die Mainstream-JournalistInnen schlecht informiert sind, unfähig ausserhalb der üblichen Berichterstattungsschemata zu denken und zudem nicht genügend Zeit haben, sich seriös mit einer Geschichte auseinander zu setzen. 

Teilweise nahmen sich die JournalistInnen sogar die Mühe, mit AktivistInnen zu sprechen. Wie sie fragten, zeigte, wie wenig Ahnung sie von den bevorstehenden Ereignissen hatten. Es ging so weit, dass einige die Erklärung von Bern fragten, wann sie die Demonstration beginnen würden - dass die Demo von der Anti-WTO-Koordination organisiert wurde, entzog sich ihrer Kenntnis. Mit einigen Ausnahmen (ARD-Tagesschau vom Samstag), haben die JournalistInnen ihren Job schlecht gemacht. Trotzdem, oder gerade weil sie nicht viele Informationen über die Demonstration und deren Inhalte hatten, nahmen sie - auf Sensation bedacht - ein paar Gewaltakte auf, um so allen zweitausend Demo-TeilnehmerInnen die Legitimation, eine Kritik am WEF zu artikulieren, zu nehmen.

Es ist schade, dass die Journalisten * unter Druck von Quote oder Auflage - immer unmündiger werden, und nicht mehr die Fähigkeit beweisen, kritische Fragen zu stellen, um wirklich relevante Informationen einzufangen.

In Davos haben sie leider nicht gefragt: "Warum demonstrieren so viele Leute gegen dasWEF?" Oder: "Wer gibt einem Manager das Recht, über das Schicksal hunderttausenervon Menschen zu bestimmen?"

Sie haben die Frage nicht gestellt, sondern während der Live-Übertragung ihres Korrespondenten nur einen Polizeisprecher neben sich gehabt (SFDRS1, Tagesschau am Samstag).

Erstens: Das macht einE JournalistIn nicht. Zweitens: Gähn

7.2.00, Die Info LoRa Redaktion