Tourismus in Davos 

1.      Toni Morosani, geb. 1940

 

Ist von 1967 bis 1980 Direktor im familieneigenen Hotel Belvedere. 1979/80 wird das Hotel an die finanzkräftige Gesellschaft „Steigenberger-Gruppe“ verkauft.

Ein Gruppen-Reservationssystem sollte neue Gäste nach Davos bringen.

Er sieht das Problem des Tourismus v.a. in der Sommersaison, die zuwenig ausglastet ist und in den alten Gebäuden, deren Unterhalt zu teuer ist.

Wellness und Alpenakademie sind die Stichworte zur angestrebten zukünftigen Entwicklung.

 

2.      Patricia Guyan, 29-jährig

 

Direktorin des Familienhotels Derby. Die Mutter, Maya Guyan, führte zusammen mit Jean-Pierre Galey das Central Sporthotel und übernahm 1998 die Leitung des Derby-Hotels im Management-Vertrag.

Jean-Pierre Galey wurde zum Generaldirektor und Koordinator beider Häuser ernannt. Zuletzt wurde das Hotel Derby von einem Direktor geleitet. Die Familie Guyan war aber nicht glücklich mit dieser Lösung, weshalb sie die Tochter ersuchten, die Leitung des „Derby“ zu übernehmen. Die Zusammenarbeit mit ihrer Mutter und Jean-Pierre Galey entwickelte sich sehr gut. Die Synergien der beiden Häuser begannen zu greifen.

Damit leitet sie über zur Bemerkung, dass Davos in einem extremen Strukturwandel begriffen sei.

Infolge der Interventionen von Klaus Schwab, der sich Sorgen um die Probleme einiger guter Davoser Viersterne-Hotels machte, weil er den Erfolg seines WEF gefährdet sah, sei das „Derby“ in das Interesse des Bündner Regierungsrates gerückt.

1999 hat die UBS, welche bereits in den frühen 90er Jahren begonnen hatte die Davoser Hotellerie zu dominieren, auch ihren Einfluss auf die Familie ausgeübt, um diese zum Verkauf zu bewegen. Eigentlich wurde so dieser Hotelverkauf provoziert, obwohl sich eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Sporthotel Central angebahnt hatte.

 

3.      Bruno Gerber, seit 1980 Direktor Davos Tourismus, stammt aus einer Käsereidynastie

 

Er hat die letzten 30 Jahre den Davoser Tourismus, zuerst als Kongressmanager, dann als Tourismusdirektor massgebend mitgeprägt.

Seine Laufbahn beruht v.a. auf dem Sport und der Armee, wobei er zu letzterem nicht viel sagen will. Gerber ist Nicht-Akademiker und gilt als kritisch.

Der Tourismus hat für ihn, neben der wirtschaftlichen, auch eine ökologische und soziale Komponente. Er will sich nicht instrumentalisieren lassen und in Abhängigkeit geraten.

Gerber sagt dem „Produkt“ Davos eine grossartige Zukunft voraus.

 

4.      Hanspeter Angerer, seit 2 Jahren Verwaltungsratspräsident von Davos Tourismus

 

Er sieht das Grundproblem in der zu stark politischen Besetzung von Davos Tourismus. Das „Unternehmen Davos“ muss seiner Meinung nach flexibler und gestraffter werden.

Angerer verweist auf die von Klaus Schwab in Auftrag gegebene Studie, worin ein qualitativ hochstehendes Umfeld mit modernen Bergbahnen, Sportanlagen und ein ebenfalls hohen Ansprüchen genügendes Kongresszentrum gefordert werden.

Ausserdem seien Produkte für die Zwischensaison nötig. Er sieht ein grosses Potential in der Zielgruppe 40- bis 70-Jährige, die vital, engagiert und wissbegierig sind – und natürlich zahlungskräftig...

Es gelte, den Teamgedanken, das „Wir-Gefühl“, auf Davos zu übertragen und globaler zu handeln.

Zitat: „Wir sollten uns noch besser verkaufen können“.

 

5.      Klaus Schwab, Präsident und Gründer des WEF

 

Schwabs Vision für Davos ist klar: es soll der führende, ganzjährige Tourismusort der höchstgelegenen Stadt Europas sein. Damit gibt es für die Davoser Hotellerie im nächsten Jahrhundert nur ein Konzept: Eine Spitzenposition in allen Kategorien einzunehmen,  sowohl was die Infrastruktur, als auch den Service betrifft.

Auf die Anfälligkeit der Verkehrswege nach Davos angesprochen, meint Schwab, dass bei übermässigem Schneefall das Abgeschlossensein katastrophale Folgen haben könnte. Die „Entscheidungsträger“ seien auf absolute Mobilität angewiesen. Ausserdem sieht er v.a. im US-Markt kaufkräftige KonsumentInnen, die nach Davos kommen könnten: über 100 Millionen v.a. jugendliche, sportliche und reiselustige Leute. Dieses nordamerikanische Kundensegment habe aber nicht nur eine hohe Kaufkraft, sondern auch hohe Ansprüche...

 

6.      Christian Jost, ehemaliger FDP-Präsident und Landammann von Davos (1956- 79)

 

Davos war damals am Boden. 1951 Lawinengänge; Schulden. Der Kursektor hatte am Ende des 2. Weltkrieges rund 1.5 Mio. Logiernächte ausgewiesen, beim Amtsantritt von Jost im Jahre 1956 nur noch deren 720 000.

Es gab auch vor seiner Wahl Bemühungen, aus der Krise zu kommen. So z.B., unter Mitarbeit Josts, eine Studie über die Ansiedlung von Gewerbe+ Industrie. Die Experten gelangten zum eindeutigen Schluss, dass sich Davos für eine Industrialisierung nicht eignet.

Damals erarbeitete Jost die Konzeption: das Kurwesen beizubehalten + durch neue Angebote (Heilung von Zivilisationskrankheiten wie Asthma, Allergien usw.) zu ergänzen.

Voruassetzung dafür war die Forschung vor Ort.

Jost setzte die Rettung der Tuberkulose-Forschungsklinik (heutiges Schweiz. Institut für Allergie- und  Asthmaforschung, SIAF) durch und legt damit den Grundstein für den Forschungsplatz Davos.

Die Lücken der Zwischensaison sollten durch Weiterbildungsangebote, Fachkongresse usw. überbrückt werden. (Bereits früher Ärztekongresse)

Das Konzept Josts gelingt nur teilweise.

In dieser Zeit sprach Klaus Schwab bei Jost vor. Ch. Jost unterstützt Schwabs Idee einen Managerkongress zu veranstalten, der sich schliesslich zum heutigen World Economic Forum (WEF) entwickelte. Jost postuliert, dass Davos als Gesamtunternehmen zu betrachten sei, in dem die politische Gemeinde eine Führungsaufgabe zu übernehmen habe.

 

Infos von: Projekt „FERNWEH“ der iz3w Freiburg

Sarah für LoRa, Zürich